Gesund und aktiv älter werden
Ab 2012 wird in Europa die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter abnehmen. Die Zahl der über 60-Jährigen wird dagegen um etwa zwei Millionen steigen, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen müssen in Zukunft zunehmend von älteren Menschen bewältigt werden. Vielfach ist dies der Bevölkerung nicht bewusst, die Potenziale älterer Mitbürger werden oft nicht angemessen wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, das Jahr 2012 zum „Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ auszurufen.
Zum Auftakt des Europäischen Jahres in Deutschland diskutierten Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis in der 2. Februarwoche in Berlin, wie im Rentenalter der Zugewinn an freier Zeit genutzt werden kann, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Gefördert werden soll selbstständiges und vor allem selbstbestimmtes Altern, ohne soziale Ausgrenzung oder Vereinsamung. Viele Menschen verbinden mit dem Alter oft Gebrechlichkeit. „Doch die meisten älteren Menschen sind heute gesund und fit und voller Tatendrang“, sagte Bundesfamilienministern Kristina Schröder bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. Schröder betonte, dass gerade die Älteren mit ihrer reichen Lebenserfahrung gebraucht werden.
Viele wollen im Alter arbeiten
Der jüngsten Eurobarometerumfrage zufolge meinen mehr als 60 Prozent der Befragten, man sollte auch nach dem Eintritt ins Rentenalter weiterarbeiten dürfen, und ein Drittel der Befragten erklärt, selbst gern länger arbeiten zu wollen. „Die Umfrage zeigt, dass die Menschen bereit sind, im Alter aktiv zu bleiben. Ich bin zuversichtlich, dass das Europäische Jahr als Katalysator wirken wird, um Entscheidungsträger zu mobilisieren, Aktivität im Alter zu fördern“, erklärte dazu der EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, Lázló Andor.
Das Europäische Jahr 2012 will eine Kultur des aktiven Alterns fördern. Die EU-Mitgliedstaaten, ihre regionalen Behörden und die Wirtschaft sollen mehr unternehmen, um das Potenzial der Menschen über 60 Jahre zu mobilisieren und die Solidarität zwischen den Generationen zu fördern.
Zusammenhalt zwischen Jung und Alt
„In Deutschland sieht man die älteren Menschen auch als wichtigen Faktor im Wirtschaftsleben“, berichtete Robert Anderson von der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen auf der Berliner Veranstaltung. Darüber hinaus engagierten sich Ältere aufgrund ihrer verfügbaren Zeit oft ehrenamtlich. „Der Zusammenhalt zwischen Jung und Alt ist bereits da und er wächst auch“, sagte Gertrud Schäffler-Krone, Vorsitzende beim Seniorenverband BRH.
In Deutschland vertiefen 46 Projekte die Schwerpunkte des Europäischen Jahres. Die Projekte widmen sich der Teilhabe älterer Menschen in Arbeitswelt und Zivilgesellschaft, dem Abbau altersbezogener Klischees, der Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen, der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf und der Generationensolidarität.
Europa altert am meisten
Europa altert. Während im Jahr 2007 nur 16 Prozent der europäischen Bevölkerung über 65 Jahre alt waren, wird sich der Anteil dieser Altersgruppe einer Prognose der Vereinten Nationen (UN) zufolge bis 2050 auf 28 Prozent erhöhen. Dieser Prozentsatz ist weltweit der höchste. Auch wenn die Bevölkerung in Europa derzeit noch zunimmt, stehen die Zeichen auf Schwund, heißt es vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.
Die meisten europäischen Länder kümmern sich aber mittlerweile um die Probleme, die der demografischen Wandel mit sich bringt. Die EU hat mit der Europa 2020-Strategie die Ziele vorgegeben: mehr Bildung, mehr Innovation, mehr Nachhaltigkeit. Werden diese Ziele erreicht, dann – so die Überzeugung der EU – ist ein „intelligentes, nachhaltiges und integratives“ Wachstum gesichert, und der Union gelingt der Übergang zu einer Wirtschaftsweise, die Ressourcen schont, auf Wissen und Innovation gründet, wettbewerbsfähig und sozial ist und viele Arbeitsplätze sichert.
Quelle der vorstehenden Informationen:
EU-Nachrichten Nr. 3 vom 9. Februar 2012 der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.